Nach seiner Ernennung zum Rektor der Fürstenschule St. Afra in
Meißen im Jahr 1546 erreichte Georg die Bitte, die Gründung
der Klosterschule Roßleben im Unstruttal als Ephorus zu
unterstützen und zu begleiten. Dieser Bitte des Ritters und Doctors beider Rechte, Heinrichs von Witzleben, kam Georg in
den folgenden Jahren mit Eifer nach und orientierte sich bei seinen
Maßnahmen an den humanistischen und schulreformerischen Zielen,
die er auch in Meißen verfolgte. Ein wesentliches Instrument war
die Einführung einer beispielgebenden Schulordung (Leges ludi Vicelebiani), die nicht die
Herkunft sondern die Leistung des Schulbewerbers in den Mittelpunkt
rückte. So erhielten auch mittellose Schüler die
Möglichkeit sich auf eine Laufbahn als Theologe, Lehrer oder
Verwaltungskraft vorzubereiten. Dies entsprach auch den Wünschen
des jungen und reformfreudigen Kurfürsten Moritz von Sachsen.
Die humanistischen und schulreformerischen Ziele begleitet die
Klosterschule Roßleben bis in 20. Jahrhundert. Zahlreiche
nahmhafte Persönlichkeiten sahen sich mit diesen verbunden.
Eine dramatische Wendung brachte das menschenverachtende Regime der
Nationallsozialisten. Deren verbrecherische Rassenideologie und das
mörderische Kriegsregime, vor allem in Polen und in der Sowjetunion,
forderten viele im humanistischen Denken erzogene, ehemalige
Schüler der Roßlebener Schule heraus. Mehr als 20 von ihnen
beteiligten sich am Widerstand, die meißten im Zusammenhang mit
dem Attentat vom 21. Juli 1944.
Von den Nationalsozialisten wurden sechs ehemalige Roßlebener
Schüler und ein Mitglied der Stifterfamilie von Witzleben
ermordet:
Erwin von Witzleben, 8. August 1944
Peter Graf Yorck von Wartenburg, 8. August 1944
Wolf-Heinrich Graf von Helldorf, 15. August 1944
Egbert Hayessen, 15. August 1944
Heinrich Graf von Lehndorff, 15. August 1944
Ulrich-Wilhelm Graf von Schwerin von Schwanenfeld, 4. Sep. 1944
Nikolaus von Halem, 9. Oktober 1944
Die Klosterschule Roßleben
ist die älteste Schule (1554) des Freistaates Thüringen.
Sie knüpft heute an ihren humanistischen Traditionen im Geiste des
Georg Fabricius und seines Lehrers Phillip Melanchthons an, ohne sich
der Moderne zu verschließen. Die Schulleitung und die
Internatsleitung werden dabei unterstützt vom Erbadmistrator der
'Stiftung Klosterschule Roßleben' Christian Heinrich von
Witzleben sowie dem 'Ehemaligen und Förderverein e. V'.
Grafik der Klosterschule oben links: Holzstich um 1860, im
Familienbesitz. Holzskulptur
des Georg Fabricius oben rechts: Kunstwerk von Sebastian Seifert im
Park der Klosterschule, anlässlich der 450-Jahrfeier der
Klosterschule;
Foto von Elke Wichmann. Buchtitel rechts: Dokumentation von Prof. Dr.
Johannes Tuchel, Christian von Witzleben, Prof. Dr. Robert von
Steinau-Steinrück; Abbildung mit freudlicher Genehmigung durch
die Gedenkstätte Deutscher Widerstand.